Um für die Zukunft gewappnet zu sein, züchtet Landwirt Martin Jung Brahmousin-Rinder aus amerikanischen Brahman-Bullen und französischen Limousin-Kühen. Heißere Sommer, der Wolf und die ökologische Nachhaltigkeit sind nur einige der zu erwartenden Schwierigkeiten, für die Lösungen gefunden werden müssen. Die für ihn neu verwendete Zucht vereint das Beste aus den zwei Rassen und zeigt ausgezeichnete Ergebnisse.
Einstmals waren Brahmanen in ihren Herkunftsländern verschiedenen, gefährlichen Beutetieren auf Weidensteppen ausgesetzt. Um sich gegen die Gefahr wehren zu können, entwickelten die Rinder einen starken Herdentrieb.
Die Tiere beschützen sich gegenseitig, indem sie sich in einem Kreis aufstellen um die Jungtiere, welche sich in die Kreismitte stellen, zu beschützen.
Dieses Schutzverhalten haben sie bis heute beibehalten. Die Tiere trainieren ihre Abwehrstrategie regelmäßig auf der Weide, ein Schauspiel, welches interessant zu beobachten ist.
Martin Jung
Martin Jung (54) ist Landwirt mit Leidenschaft
Der Landwirt Martin stammt gebürtig aus Breit, einem kleinen Ort im Hunsrück. Dort hält er bereits seit mehr als 30 Jahren seinen Hof mit mittlerweile über 120 Rindern, die er selber züchtet. Dadurch hat er über die Jahre sehr viel Erfahrung, vor allem in Mutterkuhhaltung, gesammelt.
Eine natürliche Bewirtung der Tiere und eine hohe Fleischqualität sind für Martin sehr wichtig, daher ist er 365 Tage im Jahr für seine Tiere da. Sein Beruf ist für ihn eine Lebenseinstellung.
Um sich und seine Tiere gegen neue Bedrohungen wie dem Wolf zu schützen, suchte er nach neuen Methoden und wurde auf die Kreuzung Brahmousin aufmerksam.
Erste Ergebnisse seiner neuen Züchtungen bestätigen, dass die guten Eigenschaften der amerikanischen Brahmanen und der französischen Limousin-Kühe in der Zucht aufgehen. Für ihn ist das ein voller Erfolg!
Kälber
Die Kälber entwickeln bereits sehr früh eine starke Muskelstruktur, wie auf dem oberen Bild zu erkennen ist. Dies liegt daran, dass die Tiere F1 Kreuzungen von Brahman-Bullen und Limousin-Kühen sind. Der Schlachtkörper erhält bei dieser Kreuzung, durch die verbesserte Muskelstruktur, einen höheren Edelwert und wird daher auch als Veredelungskreuzung bezeichnet.
Das Absatzgewicht der veredelten Tiere beträgt, ohne den Einsatz von Kraftfutter nach 10 Monaten bereits 400 kg (Lebendgewicht) und mehr! Die 400 kg als Schlachtgewicht erreichen die F1-Kreuzungsbullen schon nach 19-20 Monaten.
Dies wird durch die erhöhte Tageszunahme von ca. 1300g pro Tag erreicht und ist im Vergleich zu reinrassigen Limousin Tieren eine deutliche Steigerung.
Eine weitere Besonderheit dieser Veredelungskreuzung ist, neben der hohen Tageszunahme, welche ohne Kraftfutter erzielt wird, die optimale Fettabdeckungsstufe des Fleisches, welche die Fettstufe 2 bis 3 erreicht.
Futter
Die Rinder werden im Sommer über Weidegang und um Winter mit eigens hergestelltem Grundfutter (bestehend aus Heu und Grassilage) gefüttert. Zusätzlich erhalten die Weidemastbullen lediglich 0,5 kg BIO-Getreide-Mischung pro Tag, wogegen die Jungbullen auch auf der Weide gemästet werden.
Die Brahmousinen-Kälber bauen mit dieser Futterstrategie, sehr schnell ihr Gewicht auf und das ganz ohne den Einsatzt von Kraftfutter. Nach 10 Monaten erhalten die Absetzer 0,5 kg BIO-Getreide.
Das Grundfutter für die Tiere stellt Martin Jung selber auf seinen landwirtschaftlichen Flächen her und bezieht das BIO-Getreide von regionalen Partnerbetrieben. Dadurch ist für eine transparente und nachhaltige Futterkette bestens gesorgt.
Grundsätzlich ist die Haltung der Rinder durch den hohen Anteil an Grundfutter wirtschaftlich sehr effektiv.
Stier
Brahman Rinder vom Typ Bos indicus haben markante Erkennungsmerkmale, wie in den Bildern zu erkennen ist. Typisch für die Rasse sind ein Buckel über Hals und Schulter, große herabbaumelnde Ohren und reichlich überschüssige Haut, die sich an Wamme und Nabel in breite Falten legt.
In Südamerika gewannen die Tiere, vor allem in Staaten wie Arizona, Neumexico, Texas und Australien, als Nutzvieh an Popularität, da sie durch ihre hohe Anpassungsfähigkeit besser in diesem Territorium zurrecht kamen. Vor allem das dortige Klima, sowie die starke Hitze, macht den Tieren dank ihrer wärmeaustauschenden und vor Sonnenbrand schützenden Haut nichts aus. Aber auch unterschiedliche Insekten wie beispielsweise Fliegen, Zecken und Moskitos bergen keine Gefahr für die Rinder.
Auf den gefährlichen Weidensteppen entwickelten die Tiere außerdem einen hohen Verteidungswillen, um sich gegen Schakale, Kojoten und Wölfe zu schützen. Selbst Pumas und Löwen überlegen es sich zweimal bevor sie sich einem Brahmanenkalb nähern, denn die Herde beschützt die Nachkommen stets aufmerksam.
Durch diese Angleichung an die herschenden Bedingungen in den Südstaaten, hatte diese Rasse große Vorteile gegenüber den europäischen Rindern.
Nicht nur die Anpassungsfähigkeiten, auch die Ausmaße der Bullen sind beeindruckend: Die Bullen werden bis zu 1,5m groß und wiegen zwischen 18 und 25 Zentner. Auf den Bildern kann man gut erkennen, dass der Schlachtkörper sehr fettarm ist und einen hohen Muskelanteil aufweist.
Für die Züchtung der Brahmousin-Rinder ist eine weitere Eigenschaft sehr ausschlaggebend für die Kreuzung der beiden Rassen. Die Kreuzung bietet eine gute Hybridationskraft. Dies bedeutet, dass die Kreuzungstiere bessere Eigenschaften als Mutter- und Vatertier aufweisen. Das gezüchtete Tier vereint die besten Merkmale aus zwei unterschiedlichen Rassen.
Gerade in Verbindung mit bewährten Europäern können überragende Zuchtleistungen entstehen. Diese Fähigkeit ist auch ein weiterer Grund für den Erfolg der Brahman auf internationaler Ebene. Aber auch hierzulande wird, durch diese vielfältigen Eigenschaften, das Interesse an den langohrigen Indoamerikaner immer größer.
Aus der ökonomischen Betrachtung ist die Rasse ebenfalls ein Erfolg: Beispielsweise werden in der Haltung (siehe Futter) weniger Ressourcen benötigt und die Bullen haben eine außergewöhnlich hohe Lebenserwartung von 20 Jahren. Dabei können sie noch im Alter von 18 Jahren für die Züchtung verwendet werden. Weiterhin gelten die Tiere als sehr leichtkalbig und die Kälber sind vital und frohwüchsig.
Es werden aktuell zwei prächtige Brahman-Bullen zur Züchtung verwendet: Der von original-amerikanischer Abstammung genannte Mr. Chief (silber-grau) und Mr. Elanou (braun). Beide Brahmanen sind im deutschen und amerikanischen Herdbuch eingetragen.
Der Wolf
Der Wolf erobert den deutschen Wald immer weiter zurück. Dies hat einen großen Einfluss auf die Landwirtschaft und die Sicherung der Nutztiere. Landwirte müssen ihre Tiere vor dem Beutetier beschützen, indem sie Vorkehrungen treffen.
Brahmanen haben von Natur aus einen hohen Herdentrieb und verteidigen sich und die Herde vor Gefahren. Diese und weitere Urinstinkte, wie ihr gutes Gehör, beschützen sie und stellen hierzulande eine gute Waffe gegen den Wolf dar.